Johannisfeuer
Tief atmete Martin Brandner die klare, reine Bergluft in seine Lungen. Mit weit ausholenden Schritten ging er über den schmalen Fußsteig, der quer über die blühende Bergwiese nach Birkenbrunn führte.
Acht Jahre war Martin fort gewesen von daheim. Mit gerade zwanzig hatte ihn das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelockt, und er hatte sich auf den Weg über den großen Teich gemacht. Leicht war es für ihn dort drüben im großen Amerika nicht gewesen. Doch der drahtige Bursch aus den Tiroler Bergen hatte sich durchsetzen können.
Nun hatte Martin sein Diplom in der Tasche. Er war Ingenieur geworden und hatte in Amerika viel Neues an Technik kennengelernt. In den letzten beiden Jahren war ihm das Heimweh sehr ans Herz gegangen. Martins Wurzeln lagen halt nun einmal im Gebirge; das Gewühl und die Betriebsamkeit der großen lauten Städte hatte ihn nicht zufrieden gemacht. Was wird Martin in der Heimat erwarten, in einem Dörfls voller Vorurteile dem Neuen gegenüber? Was wird man sagen, wenn man von Martins Aufgabe erfahrt …?
Man nannte sie Zigeunerliesl
Kein Glück hat die Häuslerin Babette Treml in ihrem Leben gehabt. Ihr Mann war ein Trinker und Wilderer. Deren Tochter Magdalena Treml ließ sich mit dem fremdländischen Musikanten Josip ein und hat ein Kind bekommen. Und diese Elisabeth Treml wird im Dorf nur Zigeunerliesl genannt und verspottet. Oben an den Waldhäusl leben noch die armen Vogls. Stefan Vogl ist der einzige Freund der Zigeunerliesl, und sie träumen beide einen Traum. Hinaus in die Welt wollen sie und einst reich in den Heimat zurückkehren. Ja, alle würde sie es zeigen, die Zigeunerliesl.
Doch der Bauer Lauenrieder hat andere Pläne. Er möchte gerne den Grund und Boden der Tremls, um darauf ein Hotel zu bauen. Daher setzte er seinen smarten Sohn Rupp auf die Liesl an und nimmt sie deshalb als bevorzugte Magd in sein Haus. Jedoch entwickelt es sich nicht so, wie es den Wünschen entspricht. Da nimmt sich Rupp mit Gewalt, was ihm Elisabeth nicht freiwillig zu geben bereit ist. Bald schon stellt sie fest, dass die Gewalttat jener Nacht Folgen hat. Geschändet und verzweifelt verlässt Liesl die Heimat und den Geliebten. Was wird auch all ihren schönen bunten Träumen von Reichtum und Glück?
Schwalbenlied
Es war die Zeit gekommen, in der die kleine Schwalbe Abschied nahm von der Bergheimat. Dunkle Schwärme der flinken, befrackten Vögel machten sich auf den Flug in warme Länder. Da verspürte Heidemarie eine ganz und gar schmerzhafte Sehnsucht nach Weite und Ferne. Hier im Birkachtal war alles so eng und klein. Oh, könnt ich doch mit der Schwalbe fliegen, hinaus übers Land, dorthin, wo immer nur die Sonne scheint und wo man kein Weh und keinen Kummer kennt! So dachte die kleine Magd, und Martin kam in ihre Träume. Bald schwebte sein Gesicht aus einer gleißenden Helligkeit, bald aus tiefer Schwärze auf sie zu. Und dann stand auf einmal diese grobknochige Kathrin zwischen Heidemarie und Martin.
»Er ist mein«, sagte die Kathrin. »Scher dich fort, du Armeleutbankert!«
»Sie wird meine Bäuerin«, hörte Kathrin im Traum den geliebten Burschen aus weiter Ferne rufen. Sie wollte zu ihm eilen. Aber tausend Hände zerrten an ihrem Gewand und ließen sie nicht gehen. Dann trat das verzerrte, zornige Gesicht des Palaunerbauern plötzlich vor Heidemaries geistiges Auge. Und als der Mann die Hand zum Schlag hob, fuhr das Mädchen mit einem leisen Aufschrei im Bett hoch und sah sich um. Sie war fortgeflogen – die kleine Schwalbe …
Über den Autor:
Peter Steingruber gehört zu den beliebtesten deutschen Heimatschriftstellern. Sein Gesamtwerk ist diesem Genre setzt sich aus nahezu sechhundert Romanen zusammen, die in hohen Auflagen im deutschsprachigen Raum verkauft wurden und heute nahezu vollständig vergriffen sind. Die besten Romane des Autors erscheinen in loser Folge erstmals digitalisiert und zu einem fairen Preis exklusiv bei HML-Media Edition.
Autor: Peter Steingruber
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